2019-2: Gesundheitszentrum

Der Arbeitsgruppe, die sich Mitte Januar 2019 auf den Weg nach Dow-Bodié machte, gehörten folgende Personen an: Robert Clauß, Hans-Peter Geiselhart, Monika Glatzel, Sebastian Kernstock, Corinna Kistner, Kai Kistner, Cornelia Kurz, Sebastian Lange, Stefan Leinen, Jürgen Schaaf, Mirja Teschner und Monika Böske. Während der Hinreise gab es auf verschiedenen Flughäfen Streiks des Sicherheitspersonals. Die Hinreise war für den 15. Januar geplant. Diesen Termin konnten auch - bis auf Monika Böske - alle wahrnehmen. Am 15. Januar wurde auf dem Flughafen Frankfurt gestreikt. Nach längerem Hin und Her konnte Monika Böske am 16. Januar ab Flughafen Nürnberg die Reise antreten. Jürgen Schaaf war das erste Mal dabei, alle anderen waren schon mal in Dow-Bodié gewesen. Rückreise am 28.01.2019.

Zum Schutz vor der prallen Sonne war ein Zelt für die Patienten aufgestellt worden.
Djiwo Diallo und Mariama Bah waren für die Registrierung der Patienten zuständig. Seit der Vorplatz des Zentrums mit einem Zaun umgeben ist, ist diese Aufgabe etwas leichter als früher. Auch dass jeder registrierte Patient mit einem Nummernschild versehen wurde, schaffte eine gewisse Ordnung.

Claudia Müller und Norbert Hartmann hatten bereits bei ihrem Einsatz vom 27.12.18 bis 10.01.19 eine lange Liste mit Patienten, die einen operationswürdigen Befund aufwiesen, erstellt.
Am ersten Tag richtete das Chirurgen-Team den Operationssaal her und alles, was dazu gehörte. Das Operationsprogramm wurde festgelegt. Dabei erfolgte die Auswahl der Operationskandidaten nach Dringlichkeit der Diagnose, wobei Patienten, die schon im Jahr zuvor vergeblich gewartet hatten, einen Bonus bekamen. Die Ausgewählten bekamen ein weißes Armband, um sie in den Folgetagen aus der Gruppe der Wartenden herausfinden zu können. Dafür wurde ihnen die Nummernkarte abgenommen, die sie von der Voruntersuchung mitgebracht hatten. Thierno Mamadou Diallo, der sonst übers Jahr die Wundversorgung der Patienten vornimmt, war eine große Hilfe, immer interessiert, immer zur Stelle und unerlässliche Verständigungsbrücke von Französisch zu den einheimischen Sprachen.
Mirja Teschner und Stefan Leinen waren für die Anästhesie zuständig und für die postoperative Intensivüberwachung. Die Operationen wurden in Regionalanästhesie, Periduralanästhesie und Intubationsnarkose durchgeführt. Leider fiel das Beatmungsgerät aus, was nicht zuletzt auf den Operationsplan Auswirkungen hatte. So konnten Schilddrüsenoperationen nach dem Ausfall nicht mehr durchgeführt werden. Weit angereiste Patienten waren darüber zwar enttäuscht, trugen es jedoch mit Fassung.
Dem Chirurgenteam gehörten Hans-Peter Geiselhart, Kai Kistner und Sebastian Lange an. Sie führten insgesamt 45 Operationen durch. Es handelte sich größtenteils um Befunde riesigen Ausmaßes, sodass die Eingriffe entsprechend dauerten. Bei den Bruchoperationen waren Kunststoffnetze unverzichtbar, die in ausreichender Menge mitgebracht worden waren. In guineischen Hospitälern dürften solche Implantate nicht verfügbar sein. Beim Entschluss zu dieser Vorgehensweise vertrauten wir auf die Sterilität des OP-Milieus unseres Zentrums und unsere Arbeitsweise.
Die operationstechnische Assistenz wurde von Monika Glatzel und Corinna Kistner umsichtig und kompetent wahrgenommen. Die beiden trugen auch die Verantwortung für die Aufbereitung der Instrumente und die Hygiene im Operationssaal. Wobei sich jeder bei der Reinigung des Operationsaales und des Instrumentariums mit einbrachte.
Die Stofffilter waren bei einigen Instrumentencontainern völlig porös und nicht mehr zu gebrauchen. Originalersatz ist in Deutschland so gut wie nicht mehr zu bekommen. Hier improvisierte Corinna Kistner. Die Schneiderin konnte in ihrem Lager einen kräftigen Stoff finden. Sie schnitt ihn auf das gewünschte Maß zu und säumte die Kanten. So können die Schnittkanten nicht mehr ausfransen.
Corinna Kistner legte die Filter in die Container und war erstaunt, dass der mitgebrachte Helixtest, der die Dampfdurchflutung testet, ein perfektes Ergebnis zeigte.
Im Busch sind immer wieder Kreativität und Improvisationstalent gefragt.

Conny Kurz arbeitet wieder intensiv mit der Hebamme zusammen. Sie hielten gemeinsam eine gynäkologische Sprechstunde ab und sahen durchschnittlich 30 Patientinnen pro Tag. Häufig war es schwierig, eine verlässliche Anamnese zu erheben. Die Hebamme profitierte sehr von dieser Zusammenarbeit. Sie wird in Zukunft die Untersuchungen so durchführen können, wie sie es von Conny Kurz gelernt hat. Die Untersuchungsergebnisse waren für manche Patienten sehr entlastend.
Einige Patientinnen wurden von Conny Kurz operiert.
Die Patientinnen waren Conny Kurz sehr dankbar. Dies zeigte sich insbesondere sehr deutlich beim Besuch des Marktes in Bodié. Dort wurde sie von vielen Frauen lebhaft begrüßt, sodass sie fast nicht zum Einkauf kam.
Besonders bei den Weichteiltumoren der Brust und anderer Lokalisationen war die Gewebsdiagnose wichtig. Die Gewebsproben wurden in 42-prozentigen Schnaps eingelegt und so nach Deutschland gebracht und hier histologisch untersucht. Leider wurde in zwei Fällen ein Karzinom diagnostiziert.

Grundvoraussetzung für die durchgeführten Operationen war natürlich die sichere Versorgung mit sauberem Wasser und mit Strom. Dafür sorgten Robert Clauß und Jürgen Schaaf.

Sebastian Kernstock war wieder für den Aufwachsaal zuständig. Er kümmerte sich als Intensivpfleger wieder sehr professionell um die postoperative Versorgung der Patienten. Hierzu gehörte auch die Betreuung der unmittelbaren Angehörigen. Ansonsten gab es für ihn noch zahlreiche andere Tätigkeitsfelder, auch im Operationssaal. Er machte sich sehr viele Gedanken bezüglich der Optimierung künftiger Einsätze.

Monika Böske kümmerte sich um die konservative Medizin. Die Personalimpfungen, welche die Mitglieder der ersten Gruppe begonnen hatten, wurden von ihr fortgeführt.
Die Untersuchung der Mitarbeiter auf Hepatitis-B und die Impfungen wurden sehr geschätzt.
Das Team des Gesundheitszentrums machte einen stabilen Eindruck.
Schwer kranke Patienten, die die vorherige Gruppe versorgt hatte, kamen zur Kontrolle, teilweise ging es ihnen besser, manchmal aber auch nicht. Einige Patienten bekamen wegen ihrer Behinderung einem Rollstuhl. In der Kindersprechstunde gab es wieder viele ernstlich erkrankte Patienten. Ein Kind mit einem schweren angeborenen Herzfehler versuchen wir jetzt über eine Stiftung nach Deutschland zu holen und hier operieren zu lassen. Immer wieder tauchten auch deutlich unterernährte Kinder auf. Hier ist die Mithilfe der einheimischen Mitarbeiter besonders gefragt, die eine intensive Beratung zur Beikost machen. Der Blick für Wurmerkrankungen und Sichelzellerkrankungen hat sich sehr geschärft. Hier bekamen wir große Unterstützung durch unseren Laboranten. Das neu gekaufte Fotometergerät zur erweiterten Labordiagnostik und der Laborant selbst brauchen noch eine Eingewöhnungszeit. Hier steht uns Silvia Rath aus Conakry, die dort ein großes Labor betreibt, mit Rat und Tat zur Seite. Die Schüler machten ebenfalls regen Gebrauch von dem Angebot der ärztlichen Untersuchung, es glich fast einem Event, bei Monika Böske vorzusprechen.

Djiwo Diallo, unsere offizielle Vertreterin in Guinea, hat die Organisation und Begleitung der Gruppe hervorragend bewältigt und souverän den Überblick behalten.

Die Zusammenarbeit mit unseren guineischen Angestellten klappte ausgezeichnet. Es konnte eine neue Mitarbeiterin eingestellt werden. Eine Arzthelferin bekam ein neues Fahrrad, worüber sie sich sehr gefreut hat. Ein Patient, der nicht so gut zu Fuß war, bekam ebenfalls ein Fahrrad.

Die Gestaltung künftiger Einsätze soll auf der nächsten Jahreshauptversammlung ausführlich besprochen werden. Über eine Partnerschaft mit einer Klinik in Conakry oder Dalaba soll nachgedacht werden. Auch soll eine Ausweitung der chirurgischen Tätigkeit diskutiert werden.


Fotos: Auf dem Weg zur Arbeit. Anmeldung. Anästhesie. Aufwachsaal. OP-Vorbereitung. Operationssituationen. Angestellte des Gesundheitszentrums. Wartende Patienten. Kinderheilkunde. Übergabe von Fahrrädern und Rollstuhl. Müllverbrennungsofen. Putzen zum Abschluss. Alles verstauen für den nächsten Einsatz. Der Rettungswagen vom Gesundheitszentrum der Nachbargemeinde. Abschlussfotos.