2018-2: Gesundheitszentrum

Am 11.01.2018 startete die zweite Gruppe nach Guinea, Rückreise am 25. Januar.
Aus allen Himmelsrichtungen trafen wir uns in Paris zum Weiterflug nach Conakry. Alles lief reibungslos: keine Streiks, keine Verspätungen.
Wir waren 11 Teilnehmer, darunter vier neue Mitglieder, die das erste Mal in unser Projekt mitreisten: Hans-Peter Geiselhart, Kai Kistner, Corinna Kistner und Simon Blum.
Dr. Hans-Peter Geiselhart ist Chirurg, Unfallchirurg und Orthopäde; Dr. Kai Kistner Facharzt für Chirurgie und Viszeralchirurgie; Corinna Kistner Krankenschwester und OP-Schwester, Simon Blum Elektroingenieur und Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität.
Robert Clauß, Sebastian Lange, Cornelia Kurz, Sebastian Kernstock, Stefan Leinen, Mirja Teschner und Monika Böske waren schon bei früheren Einsätzen dabei.


Claudia Müller, Ulrike Lange, die beide im Dezember in Dow-Bodié waren, und das einheimische Stammpersonal hatten bereits für die Operateure eine Patientenliste erstellt, die 80 Patienten umfasste. Diese Zahl der OP-Anwärter erwies sich letztendlich jedoch als zu groß. Es musste eine Auswahl getroffen werden.

Für die Anästhesien waren Mirja Teschner und Stefan Leinen zuständig, ebenso für die postoperative Intensivüberwachung. Die Operationen wurden nach europäischem Standard in Intubationsnarkose, Periduralanästhesie oder aber Regionalanästhesie durchgeführt.
Hans-Peter Geiselhart, Kai Kistner und Sebastian Lange waren die verantwortlichen Chirurgen. Aufgabe am ersten Arbeitstag war es, die Indikationen zu stellen und die Operationen nach Dringlichkeit und Machbarkeit zu ordnen. Jeder Patient, der in den OP-Plan aufgenommen wurde, bekam ein Band ums Handgelenk, damit er beim allmorgendlichen Anstehen durch die Menge der Wartenden am Tor durchgelassen wurde.
Routineeingriffe wie Leistenbruch- und Schilddrüsenoperationen waren anspruchsvoll und zeitaufwendig, weil es sich um beeindruckende Befunde handelte. Insgesamt konnten vierzig technisch aufwendige Operationen durchgeführt werden. Die Operateure sprachen von gigantischen Kröpfen wie auf der Schwäbischen Alb vor 100 Jahren. Befunde wie in Dow-Bodié sieht man in Deutschland nicht mehr, allenfalls findet man sie noch in Lehrbüchern.
Eine Herausforderung war die Operation eines großen Steißbeinteratoms bei einem einjährigen Kind.

Corinna Kistner fiel die Aufgabe der operationstechnischen Assistenz zu. Sie hatte alle Hände voll zu tun bei drei Chirurgen. Sie schätzte die Zusammenarbeit der Gruppe. Sie freute sich, dass auch die Ärzte beim Putzen des Operationssaales und der Aufbereitung des Instrumentariums halfen.

Conny Kurz arbeitet wieder intensiv mit der Hebamme zusammen. Zwei Geburten gab es im Gesundheitszentrum während der Zeit.
Dann führte sie mehrere gynäkologische Operationen durch. Zwei Operationen gestalteten sich recht schwierig, verliefen aber ohne intra- und postoperative Komplikationen. So entfernte sie zum Beispiel bei einem 10-jährigen Mädchen eine sehr große Ovarialzyste.
Auch wenn unser Zentrum in Dow-Bodié gut ausgerüstet ist, so muss trotzdem vielfach auf eine standardisierte präoperative Diagnostik verzichtet werden, weil die dafür notwendigen technischen Geräte nicht vorhanden sind. Deshalb ist eine große klinische Erfahrung die Voraussetzung für eine Mitarbeit in Dow-Bodié.
Ansonsten, so O-Ton Corinna Kistner, war Conny Kurz überall.

Sebastian Kernstock war auch bei diesem Einsatz als Intensivpfleger für die postoperative Betreuung der Patienten im Aufwachraum zuständig, ebenso für die Angehörigen der frisch Operierten. Nicht immer stand ein Dolmetscher bereit, sodass ein hohes Maß an Intuition gefordert war, um die Wünsche der Patienten zu erfassen beziehungsweise zu deuten. Darüber hinaus half er immer wieder im Operationssaal oder aber bei der Instrumentenaufbereitung, also überall.

Monika Böske kümmerte sich sowohl um die Kleinsten als auch um erwachsene Patienten. Die Teamarbeit mit unseren Angestellten vor Ort war ausgezeichnet. Das neu angeschaffte Tropenbuch war eine große Hilfe. In der Pädiatrie stellten sich Patienten mit zum Teil sehr komplexen Krankheitsbildern vor. Bei den Erwachsenen gab es einige Patienten mit einer schweren Herzinsuffizienz. Infektionskrankheiten gab es zuhauf, die aber gut zu behandeln waren.
Zwei junge Männer hatten früher einen Autounfall erlitten. Sie wurden unseren Chirurgen vorgestellt. Einem jungen Mann mit einer fortgeschritten HIV-Erkrankung konnte ein Transport ins nächste Therapiezentrum nach Mamou vermittelt werden. Die Fahrtkosten wurden übernommen.
Auch wurden einige behinderte Patienten vorgestellt, denen wir jedenfalls Gehhilfen oder gar einen Rollstuhl geben konnten.

Robert Clauß erkranke während der ersten Tage des Aufenthaltes. Wegen einer starken Exsikkose führten unsere Anästhesisten eine notwendige Infusionsbehandlung durch. Die Pflege übernahm Sebastian Kernstock. Erst nach dieser Behandlung und zwei Tagen Pause konnte Robert Clauß seine Arbeit wieder aufnehmen.

Tatkräftig unterstützt wurden wir vom gesamten Team vor Ort.
Dr. Yango Keita und seine Frau Djiwo Diallo waren uns umsichtige Berater, Organisatoren, Übersetzer und Gastgeber.


Fotos: Auf dem Weg zur Arbeit. Verkaufsstände. Wartende Patienten. Registrierung der Patienten durch Djiwo Diallo. Inspektion der Geräte und Räume. Jeder macht alles. Pause. Mitarbeiter im Gesundheitszentrum. Neugeborene. Medizinische Geräte. Dokumentation. Kinderärztliche Untersuchung. Rosen. Fortbildung. Anästhesien. Dr. Yango Keita. Operationssituationen. Chirurgen auf dem Wasserturm. Aufwachraum. Instrumentenaufbereitung. Bis zum nächsten Mal.