2022-2 Gesundheitszentrum
Der Arbeitsgruppe, die sich am 19.11.22 auf den Weg nach Dow-Bodié machte, gehörten folgende Personen an: Monika Böske, Hans-Peter Geiselhart, Corinna Kistner, Kai Kistner, Stefanie Kuhl, Conny Kurz, Sebastian Lange, Stefan Leinen, Jürgen Schaaf, Mirja Teschner und Stefanie Uehlein. Rückreise war am 04.12.22. Neu dabei waren Stefanie Kuhl, Fach-Gesundheits- und Krankenpflegerin für Intensivpflege und Stefanie Uehlein, Gesundheits- und Krankenpflegerin.
Nach dem Rundgang durch den ganzen Projektkomplex begann der erste Arbeitstag mit dem Auspacken und Einrichten der Geräte und Instrumente im OP-Saal, Aufwachraum und in der Sterilisation. Am Schluss des letzten Arbeitseinsatzes war sozusagen alles eingemottet worden.
Aber bevor es weitergehen konnte, musste Jürgen Schaaf die Randfugen der neuen OP-Tür mit Silikon abdichten. Die Schreiner des Teams 2022-1 hatten kein Silikon zu Verfügung. Jürgen Schaaf hatte es auf seiner Reise neben anderen Utensilien im Koffer mitgebracht.
Dann folgte die Sichtung der Patienten und die Aufstellung des Arbeitsmodus und Operationsplans.
Hier waren die Chirurgen Hans-Peter Geiselhart, Kai Kistner und Sebastian Lange gefragt.
Claudia Müller hatte bereits während des Einsatzes 2022-1 viele Patientinnen und Patienten, die auf eine chirurgische oder eine gynäkologische Behandlung warteten, gelistet.
Die Aufnahme der Patienten am Eingang des Gesundheitszentrums war eine anstrengende und nervenaufreibende Aufgabe für Djiwo Diallo, unsere Koordinatorin und offizielle Vertreterin in Guinea. Sie meisterte diese Aufgabe mit Hilfe von Mariama Bah, einer Freundin und Krankenschwester. Auch Thierno Mamadou Diallo, Mitarbeiter des Centre, war hier unverzichtbar.
Vor Betreten des Centre desinfizierte die gesamte Mannschaft gut sichtbar für alle die Hände.
Dem OP-Team gehörten Hans-Peter Geiselhart, Kai Kistner, Sebastian Lange, Corinna Kistner und Stefanie Uehlein an.
Die Patienten kamen aus dem ganzen Land, auch aus der Hauptstadt Conakry, obwohl es dort ja große Krankenhäuser und eine Universität gibt. Auch aus dem Nachbarland Sierra Leone kamen Kranke zu uns. Tagelange Reisen hatten die Patientin oft auf sich genommen. Es waren auch Patienten dabei, die bei früheren Einsätzen wegen Mangels an Kapazität nicht mehr berücksichtig werden konnten.
Sehr verschiedene Befunde wurden erhoben. Manche Krankheitsbilder sind bei uns hier in Deutschland nicht mehr zu sehen. Allenfalls konnte man sie hier vor 100 Jahren beobachten.
Die Kapazität reichte für vier große Operationen am Tag. Die meisten Eingriffe wurden in Allgemeinnarkose vorgenommen, einige auch in örtlicher Betäubung in einem Nebenraum.
Viele Tumore wurden operiert, ob gutartig oder bösartig konnte manchmal nicht definiert werden, weil eine mikroskopische Untersuchung unter dortigen Verhältnissen nicht möglich ist.
Thierno Mamadou Diallo war für die Operationsvorbereitung und Aufklärung der Patienten zuständig.
Hilfreich und sehr interessiert bei der Arbeit war Saran, eine junge Ärztin aus Conakry, die über den deutschen Botschafter Kontakt zu unserer ONG bekommen hatte. Über 30 Patienten konnten während des Aufenthaltes operiert werden. Der jüngste Patient war 11 Monate alt.
Stefanie Uehlein kümmerte sich vornehmlich um die postoperative Behandlung und Überwachung der Patienten. Aber auch andere Patienten, oft auch schwerkranke, wurden im Bettensaal aufgenommen: Malariafälle, Patienten mit Meningitis, ein Kind mit einem schweren Herzfehler. Auch Schwangere mussten häufig überwacht werden. Für Stefanie waren diese Aufgaben nicht leicht, arbeitet sie doch sonst in einer psychiatrischen Klinik. Bei Fragen konnte sie sich aber immer an Kolleginnen, Kollegen und an Djiwo wenden. Sie war sehr froh darüber, dass jeder im Team dem anderen im Rahmen seiner Möglichkeiten unter die Arme griff. Auch sonst war Stefanie vielfältig einsetzbar, konnte zur Abwechselung auch im OP mitarbeiten.
Corinna Kistner war wieder wie früher als OP-Assistenz im Einsatz.
Sie hatte auch für die Bereitstellung des sterilen Instrumentariums zu sorgen. Besonders bei postoperativ notwendigen Revisionen war dies sehr schwierig, aber es gelang!
Trotzdem fand sie den Aufenthalt eindrücklich und aufregend. Aus dem Teamgeist schöpfte sie Kraft.
Zuhause wieder angekommen vermisste sie das Team und die Menschen in Dow-Bodié.
Für die Anästhesie waren Mirja Teschner, Stefan Leinen und Stefanie Kuhl zuständig.
Stefan Leinen hat sich über die Jahre immer für europäische Standards in Dow-Bodié eingesetzt. So konnte er immer wieder von namhaften Firmen Geräte gegen eine Sachspendenquittung für unseren Verein beschaffen. Dafür ist ihm der Verein sehr dankbar. Stefan und Mirja meisterten im OP so manche medizinisch schwierige Situation. Die Chirurgen freuten sich über das kompetente Anästhesistenteam. So konnten sie sich ausschließlich auf die chirurgische Tätigkeit konzentrieren.
Mirja Teschner und Stefan Leinen waren nicht nur im OP gefragt. Sie behandelten auch schwerkranke Patienten in der Allgemeinmedizin und in der Kinderheilkunde. Hier handelte es sich vielfach um eine palliative Behandlung, da eine Aussicht auf eine Heilung nicht mehr gegeben war.
Stefanie Kuhl nahm verschiedene Aufgaben in der Anästhesie wahr. Die Behandlung von Kindern war für sie neu, aber eine sehr schöne und bereichernde Erfahrung. Trotz Sprachbarrieren durfte sie immer wieder die Dankbarkeit der Menschen erleben.
Auch war sie außerhalb des OPs gefordert. Insbesondere die Behandlung eines herzinsuffizienten Mädchens ging ihr sehr nahe. Auch sie konnte immer wieder auf die Erfahrung der anderen Kolleginnen und Kollegen zurückgreifen.
Conny Kurz sah bei diesem Besuch noch mehr Patientinnen in der gynäkologischen Sprechstunde als bei früheren Einsätzen. Die Sprechstunde war sehr anspruchsvoll, da es besonders schwierig war, zu genauen Informationen zu kommen, wenn man die Probleme der sprachlichen Kommunikation bedenkt. Aber auch hier wie in allen anderen Bereichen zahlte sich die gute Zusammenarbeit mit allen Mitarbeitern vor Ort aus. Einheimische Sprachen mussten übersetzt werden. Hier ist Djiwo Diallo unentbehrlich.
Einige Kinder wurden während des Aufenthaltes geboren. Ein Kind kam in Steißlage zur Welt. Diesem Kind musste buchstäblich ins Leben geholfen werden. Ohne die postpartale Hilfe wäre das Kind vielleicht gestorben. Zum Glück ging es gut aus.
Die Hebamme des Centre wurde bei allen Maßnahmen einbezogen und konnte beruflich sehr profitieren. Für sie war Conny Kurz eine willkommene Lehrerin.
Conny Kurz wurde nach den Worten von Monika Böske diesmal geradezu überrannt.
Sowohl Stefanie Uehlein als auch Stefanie Kuhl konnten bei der Geburt eines Mädchens dabei sein.
Für sie war es nicht nur eine sehr schöne, sondern auch eine neue Erfahrung, weil eine Geburt in Guinea im Vergleich zu Deutschland ganz anders abläuft.
Auch Monika Böske hatte alle Hände voll zu tun.
In der Kinderheilkunde gab es neben den bekannten gesundheitlichen Problemen wie Malaria, Parasitosen und anderen Infektionserkrankungen diesmal besonders viele Kinder mit einer körperlichen und/oder geistigen Behinderung. Hier zeigt sich die Notwendigkeit einer landesweiten Betreuung der Schwangeren während der Schwangerschaft und um die Geburt herum. Leider ist diese Betreuung in Guinea in der Regel nicht gewährleistet.
Ein Kind mit einem sehr schweren Herzfehler bedurfte einer intensiven Behandlung. Ebenfalls mussten die überforderten Angehörigen betreut werden. Stefan Leinen und Mirja Teschner waren mit ihren intensivmedizinischen Kenntnissen eine große Hilfe bei der Behandlung dieses Kindes.
Zur Abwechselung konnte Monika Böske bei den Neugeborenen die Erstuntersuchung (U 1) vornehmen.
Ein junger Mann wurde wegen einer Nierenerkrankung behandelt. Er brauchte eine engmaschige Nachbetreuung und wurde sehr gut von Mme. Sow und Djiwo Diallo versorgt.
Darüber hinaus fielen Monika Böske als erste Vorsitzende immer wieder administrative Aufgaben zu.
Viele Mitwirkende gaben dem Journalisten des guineischen Fernsehens ein Interview.
Die Zusammenarbeit mit den einheimischen Angestellten des Gesundheitszentrums hätte nicht besser sein können.
Das intensivpflichtige herzinsuffiziente Kind starb noch während des Aufenthaltes der Gruppe.
Der Tod war für alle sehr schmerzlich.
Ebenso verstarb ein erwachsener Patient an Herz-Kreislaufversagen.
Die Teammitglieder unterstützten sich in diesen schmerzhaften Erfahrungen gegenseitig.
Trotz dieser Erfahrungen konnte vielen Patienten während des Aufenthaltes geholfen werden.
Insgesamt war es ein sehr erfolgreicher Einsatz.
Am letzten Tag wurde alles aufgeräumt und Inventur gemacht, alles verpackt und verschlossen.
Fotos:
Auf dem Weg zum Gesundheitszentrum. Händedesinfektion. Randfugen der OP-Tür werden mit Silikon abgedichtet. Verteilung der Medikamente und Infusionsflaschen. Geburtshilfe. Kinderheilkunde. Herrichten des OP. Anästhesie. Fliegengitter im Bettensaal. Bettensaal. Operationssituationen. Magazin.