2020: Gesundheitszentrum

Am 04.01.2020 begaben sich folgende Vereinsmitglieder auf den Weg nach Dow-Bodié: Renate Ettrich (Lehrerin), Jürgen Schaaf (Installateur), Markus Schipprack (Elektrotechniker), Cornelia Kurz (Gynäkologin), Sebastian Lange (Chirurg u. Allgemeinarzt), Hans-Peter Geiselhart (Chirurg u. Orthopäde), Kai Kistner (Chirurg), Corinna Kistner (OP-Schwester), Sebastian Kernstock (Krankenpfleger), Stefan Leinen (Anästhesist), Mirja Teschner (Anästhesistin), Simone Greveldinger (Anästhesiepflegerin), Claudia Müller (Allgemeinärztin), Monika Böske (Kinderärztin). Markus Schipprack war das erste Mal dabei. Rückreise am 18.01.2020.


Die Aufnahme der Patienten, eine anstrengende und nervenaufreibende Aufgabe, bewältigte wieder Djiwo Diallo, unsere Koordinatorin und offizielle Vertreterin in Guinea, mit der Hilfe von Mariama Bah, einer Freundin und Krankenschwester. Auch unser Zahnarzt Dr. Sow war hier mit von der Partie. Unterstützung erfuhren die drei von einer Gruppe junger Erwachsener aus Dow-Bodié, die bei der Versorgung und Registrierung der Patienten half.

Mirja Teschner, Stefan Leinen und Simone Greveldinger bildeten das Anästhesistenteam. Der überwiegende Teil der Patienten benötige eine Vollnarkose. In verschiedenen Fällen waren jedoch eine Periduralanästhesie, eine Regionalanästhesie oder eine Lokalanästhesie indiziert. Ein Monitor ist während des Einsatzes ausgefallen. Ansonsten gab es keine Einschränkungen. Die Beatmungsgeräte, die beim letzten Aufenthalt den Dienst versagten, waren ersetzt worden. Stefan Leinen vermutet, dass die Elektronik das tropische Klima vielleicht nicht so gut verträgt. Ein kleiner Säugling mit Malaria und einer schweren Pneumonie konnte unter großen interdisziplinären Anstrengungen gerettet werden, worüber alle Beteiligten sehr glücklich waren.
Conny Kurz arbeitete wieder intensiv mit der örtlichen Hebamme und einer Allgemeinärztin aus Conakry zusammen. Es stellten sich zwei Frauen mit ihren Babys vor. Die Frauen waren vor Jahresfrist nach einer ausführlichen Beratung durch Conny Kurz schwanger geworden.
Mehrere Frauen kamen mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen. Hier konnte meistens nur eingeschränkt geholfen werden.
Einige Patientinnen konnten operiert werden, andere mussten weitergeschickt werden, weil die OP-Kapazitäten wegen der hohen Zahl der Patienten einfach nicht ausreichten.
Aus gegebenem Anlass  erläuterte Conny Kurz  in vielen Gesprächen und einer Fortbildung die Grundzüge der Reanimation eines Neugeborenen. Dies wird sicher für zukünftige Situationen hilfreich sein.
Auch wurden sehr viele gynäkologische Grundthemen  mit der Hebamme und den Krankenschwestern des Gesundheitszentrums besprochen: Umgang und Therapie vaginaler Infektionen, Myome, die hormonelle Situation der Frau und vieles mehr.
Hans-Peter Geiselhart, Kai Kistner und Sebastian Lange sichteten gleich am Tag nach der Ankunft die Patienten, die operiert werden sollten.  Vorgestellt wurden von Thierno Mamadou Diallo vornehmlich Patienten, die in den letzten Jahren nicht berücksichtigt werden konnten. Der OP-Plan war bald gefüllt. Es verlief routinierter als in den letzten Jahren, insbesondere waren die Karteikarten besser geordnet. Geeignete Kriterien für die Auswahl der Patienten zu finden, die operiert werden sollen, war auch jetzt schwierig und wird schwierig bleiben. Es musste und muss immer wieder nachjustiert werden.
Bevor jedoch mit den Operationen begonnen werden konnte, musste eine von Termiten zerfressene Tür ersetzt werden. Diese Arbeit nahmen die Chirurgen selbst vor, sind sie es doch gewohnt, mit Werkzeugen umzugehen. Das Ergebnis sieht proper aus, wie eine deutsche Wartezimmertür.
Die Operationen selbst liefen wie am Schnürchen. Die Zusammenarbeit des Chirurgenteams  mit dem Anästhesistenteam lief sehr routiniert. Auch die Mitarbeit und Assistenz eines guineischen Kollegen klappte hervorragend, sodass Sebastian Lange auch mal den Handwerkern assistieren konnte. Insgesamt konnten 38 zum Teil schwierige Operationen durchgeführt werden. Alle waren froh, dass es keine Komplikationen gab. Kopfzerbrechen machte der Zustand einen jungen Patienten mit starken Rückenproblemen. Durch ein NMR in Conakry konnte letztendlich eine Knochen-TBC diagnostiziert werden. Der Patient wird seither entsprechend behandelt, er ist auf dem Wege der Besserung.

Es soll überlegt werden, ob das Einwegmaterial eventuell reduziert werden kann. Ob das möglich ist, wird sich zeigen.

Corinna Kistner nahm den Part der leitenden OP-Schwester wahr. Sie hatte die kompetente Übersicht, sodass es während der Operationen zu keinerlei Fragen nach Instrumenten und Material gab. Alles war immer perfekt vorbereitet, die Instrumente sterilisiert, wenn die jeweilige Operation begann. Die im Centre ausgebildete Krankenschwester Halima stellte sich als begabte, eifrige und hochmotivierte künftige  Instrumentierschwester heraus.

Basti Kernstock kümmerte sich um die postoperative Versorgung der Patienten. Im Aufwachraum gab es immer eine Menge zu tun. Es wurde in aller Stille konzentriert gearbeitet. Die Patienten fühlten sich gut aufgehoben. Unterstützung gab es von einem guineischen Medizinstudenten, der fast jede Nacht im Gesundheitszentrum präsent war.
Wenn Basti Kernstock am Tage in Dienstkleidung unterwegs war, wurde er oft von Patienten abgefangen, die auch noch gerne operiert werden wollten. Aber die OP-Kapazität war beschränkt.

Claudia Müller kümmerte sich um die Allgemeinmedizin. Der Strom der Patienten wollte nicht abreißen. Ihr zur Seite stand  ein junger Medizinstudent aus Guinea, der durch sein reichliches medizinisches Wissen auffiel und drei einheimische Sprachen spricht, darüber hinaus verfügt er über ein bemerkenswertes Einfühlungsvermögen.
Es gab wie immer viele chronisch Kranke mit Bluthochdruck, Diabetes, Parkinson, Herzinsuffizienz und vieles mehr. Mit manchen Patienten war es ein jährliches Wiedersehen. Hier arbeitete auch eine Allgemeinärztin aus Conakry engagiert mit.
Bei Patienten mit gravierenden Befunden, die nicht behandelt werden konnten, war Djiwo Diallo, unsere Koordinatorin, eine unverzichtbare Übersetzerin.
Die Berichte mancher Patientinnen über Gewalttaten im familiären Umfeld waren erschütternd.
Viele Patienten kommen von weit her, sogar aus der entfernten Hauptstadt Conakry.
Es wurden während dieses Aufenthaltes schon Patienten für eine Operation im nächsten Jahr rekrutiert.
Fast jeder Patient hatte Parasiten. Hier ist unser Laborant in der Diagnosefindung eine große Hilfe.

Monika Böske war wieder für die kleinen Patienten zuständig, aber auch für die Erwachsenen:
In der Kinderheilkunde gab es neben anderen  akuten Erkrankungen diesmal einen schwerkranken Säugling, um dessen Leben Monika Böske, Stefan Leinen und Basti Kernstock gemeinsam und zum Glück erfolgreich kämpften.  Alle, insbesondere die Mutter, waren erfreut über den positiven Verlauf der Behandlung.
Immer wieder wurden auch schwer behinderte Kinder vorgestellt, bei denen eine grundsätzliche Hilfe nicht möglich war. Es konnten aber Hinweise auf unterstützende Maßnahmen gegeben werden. Manchmal half ein Rollstuhl.
Monika Böske hielt eine Fortbildung über Meningokokkenerkrankungen. Es wurden wieder alle Mitarbeiter des Projektes geimpft, diesmal gegen Meningokokken.

Das Chirurgenteam kann sich für den nächsten Einsatz einen längeren Aufenthalt vorstellen.

Fotos:
Auf dem Weg zur Arbeit. Alles herrichten. Zaun vor neugierigen Blicken. Eine von Termiten zerfressene Tür wird erneuert. Wartende Patienten. Verkaufsstände. Registrierung der Patienten. Wartebereich. Allgemeinmedizin. Freude über einen Rollstuhl. Gynäkologie/Neugeborene. Anästhesie. Operationen/Einheimische werden geschult. Aufbereitung der Instrumente. Postoperative Betreuung. Kinderheilkunde. Personal des Gesundheitszentrums. Abschlussfoto auf dem Flughafen Conakry, Jürgen Schaaf fehlt auf dem Foto, er musste schon einen Tag früher zurückreisen.